Schule im Krieg
Kriegspädagogik und Hilfsdienste
Bereits vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs war eine nationalpatriotische Atmosphäre an deutschen Schulen weit verbreitet: Das Deutsche Kaiserreich wurde während des Unterrichts glorifiziert; die Größe Deutschlands in einer Welt voller Feinde stets bekräftigt. Diese schon frühe Indoktrinierung der Schulpflichtigen durch Pädagogeninnen führte auch dazu, dass sich bei Kriegsausbruch 1914 viele ältere Schüler (Gymnasiasten) als Kriegsfreiwillige beim Militär meldeten. Hessische Zeitungen berichteten über das Eintreten in den Militärdienst von Lehrer und Schülern im August 1914 ». Das Nationalbewusstsein jüngerer Schülerinnen zeigte sich durch deren große Bereitschaft, sich durch unterschiedliche Arbeitstätigkeiten für die Bevölkerung in der Heimat einzusetzen.
Regionalzeitungen berichteten ausgiebig über erfolgreiche Sammlungen von u.a. Wildfrüchten, Altpapier, Metallschrott und Geld für die Kriegsfürsorge durch Schülerinnen und Lehrerinnen ortsansässiger Schulen. » Die Lokalpresse rief in diesem Zusammenhang diese auch oft zur weiteren aktiven Teilnahme an zukünftigen Sammelaktionen auf. »
Neben diesen Sammeltätigkeiten bauten Kinder und Jugendliche Gemüse in Parks und Schulgärten an und züchteten dort kleinere Tiere (Hühner, Kaninchen), um die schlechte Ernährungssituation etwas zu verbessern. Außerdem strickten Schülerinnen Wollwaren für Soldaten und verschickten Pakete (Liebesgaben) mit unterschiedlichem Inhalt an die Front. Auch der Einsatz von Schulpflichtigen in landwirtschaftlichen Betrieben und bei anderen Hilfstätigkeiten erfolgte während der Kriegszeit. Zudem durften Schüler/innen, die das 17. Lebensjahr vollendet hatten, in kriegsrelevanten Fabriken arbeiten. In dieser Zeit wurden die Jugendlichen von ihrer Schulpflicht befreit, worüber hessische Zeitungen in regelmäßigen Abständen berichteten. Darüber hinaus informierte die Lokalpresse über Ferienbeginn und -ende der ortsansässigen Schulen sowie ausfallende Unterrichtsstunden u.a. aufgrund von Lehrermangel, fehlendem Heizmaterial in den Wintermonaten oder aufgrund von Feiern für gewonnene Schlachten.
Das starke außerunterrichtliche Engagement von Schüler/innen nahm einen breiten Raum im Alltag ein, der den Schulunterricht zeitlich sehr beschnitt. Während diesem rückte die Vermittlung von Kriegswissen, die Erweckung von Hass bei den Schulkindern gegenüber den Kriegsgegnern, aber auch die Entfachung von Kriegsbegeisterung in den Vordergrund. So ist es nicht verwunderlich, dass sich eine große Zahl der deutschen Schulaufsätze zwischen 1914 und 1918 mit Siegesfeiern und dem neuen Nationalgefühl der einheimischen Bevölkerung befassten. Kriegshandlungen an der Front wurden in Aufsätzen oft als besonders aufregend und abenteuerlich beschrieben; in diesen nahm die deutsche Infanterie heroisch feindliche Gräben ein. Die Kriegsbegeisterung der Schulkinder sank jedoch in den letzten beiden Kriegsjahren. U.a. nahmen auch die vielen verstorbenen Mitschüler, Lehrer oder männliche Verwandte vielen Schüler/innen die Illusion auf einen siegreichen Frieden. Wurde ein Lehrer oder Schüler im Kriegseinsatz getötet, war es üblich, eine Trauerandacht für den Verstorbenen in Anwesenheit aller Schüler/innen an dessen ehemaliger Schule abzuhalten. Hierbei wurde u.a. sein heldenhafter Einsatz für das Vaterland hervorgehoben. In der hessischen Lokalpresse finden sich allerdings selten Berichte über Trauerveranstaltungen an Schulen.

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