Heldenkult

Einsatz für das Vaterland

Seit Beginn des 19. Jahrhunderts etablierte sich ein Heldenkult in mehreren Staaten Europas sowie in Nordamerika. Kriegsteilnehmer mit Willenskraft, Ausdauer und Opferbereitschaft wurden auch während des Ersten Weltkriegs nicht nur von der Bevölkerung verehrt, sondern waren zudem Vorbilder für jüngere Männer, die zukünftig für ihre Nation in den Krieg ziehen sollten.

Der Erste Weltkrieg war der letzte Krieg, der die Figur des „klassischen Helden“ hervorbrachte: Männer, die aufgrund ihrer militärischen Position und Taten während des Krieges aus dem Durchschnitt herausragten. Diese individuelle Verehrung galt im Deutschen Kaiserreich v.a. der militärischen Leitungsebene, wie Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg, der von der Mehrheit der Deutschen als der überragende Kriegsheld des Ersten Weltkriegs verehrt und gefeiert wurde. Hindenburg zu Ehren wurde bereits zu Kriegszeiten ein Großkampfschiff nach seinem Namen benannt. Des Weiteren richtete sich der individuelle Heldenkult im besonderen Maße an Vertreter der neuen Waffensysteme. Hierzu zählen insbesondere Kampfflieger wie Oswald Boelcke und Lothar-Siegfried Freiherr von Richthofen, aber auch U-Boot-Kommandanten wie Otto Weddigen und Lothar von Arnauld de la Perière. Die Verehrung dieser populären Kriegshelden durch die deutsche Bevölkerung konnte nach deren Tod inmitten des Kampfgeschehens nochmals verstärkt werden.

Zur mythischen Verklärung des Helden, ob verstorben oder nicht, trugen besonders Zeitungen bei, die ausführlich über nationale Helden während des gesamten Krieges berichten. Unter der Rubrik „Ehrentafel“ wurden Zeitungen von der Oberzensurstelle des Kriegspresseamts angewiesen, ausgesuchte verstorbene Soldaten aus der Region zu nennen, um ihren „heldenhaften“ Einsatz an der Front in besonderer Weise zu würdigen. Diese Art der Mitteilungen sollte die deutsche Bevölkerung davon überzeugen, dass aufgrund des heroischen Handelns seitens des deutschen Militärs ein Sieg des Deutschen Kaiserreichs in naher Zukunft bevorstehe.

Spätestens 1916 rückte, aufgrund der zu betrauernden hunderttausenden toten Soldaten, auch das Kollektiv in das Blickfeld des Heldenkults. „Singend trotzten sie dem Tod… ein Triumpf des deutschen Heldenmuts“ berichtet die Schwanheimer Zeitung » anlässlich des Massensterbens zehntausender, meist junger Soldaten in Flandern. Verehrt wurde so auch der „namenlose Held“, der an vorderster Front unerschrocken und selbstlos für sein Vaterland eintrat und starb.

Im verstorbenen Helden wurde die verehrte Person als körperlich unversehrte und willensstarke Persönlichkeit erinnert. Entgegen dieser verklärten Körpervorstellung stand eine andere Gruppe von Soldaten, die Kriegsversehrten. Diese wurden von der deutschen Öffentlichkeit gleichzeitig als Helden und Opfer wahrgenommen. Über Kriegsversehrte wird in Zeitungen meist im Zusammenhang mit deren Wiedereingliederung in das zivile Berufsleben oder deren medizinischen oder sozialen Zuwendungen berichtet.