Berichterstattung
Ein Massenmedium für den Massenkrieg
Der Beginn des Ersten Weltkrieges bedeutete einen Einschnitt in die Entwicklung des deutschen Pressewesens, denn nie zuvor wurde das Medium Zeitung in gleicher Weise für die Aufrechterhaltung der Kriegsbereitschaft und Propaganda gegen die Feinde eingesetzt. Obwohl die Nachfrage nach Zeitungen stieg und sich damit die Auflagen teilweise bis zu 20% erhöhten, mussten viele Zeitungen ihr Erscheinen einstellen. Redakteure wurden eingezogen, Rohstoffe wie Papier waren knapp und das Anzeigengeschäft brach ein.
Ab dem 1. September 1914 kontrollierten die obersten Militärbefehlshaber in den Reichsländern als vollziehende Gewalt auch die Presse. Die Berichterstattung wurde zugunsten des Staates durch das Militär reguliert bzw. zensiert. Das Generalkommando des XVIII. Armeekorps, das seinen Sitz in Frankfurt hatte, war für den preußischen Regierungsbezirk Wiesbaden und für das Großherzogtum Hessen zuständig. Für die Zensur des preußischen Regierungsbezirks Kassel war das Generalkommando des XI. Armeekorps verantwortlich, das diese Aufgabe an die Murhardsche Bibliothek Kassel delegierte. Dass Zeitungen geprüft und freigegeben wurden, lässt sich anhand von Zensurzeichen ablesen. Beispielsweise wurde auf dem Titelblatt eine eingekreiste 18 vermerkt, als Zeichen dafür, dass die Zeitung durch das XVIII. Armeekorps geprüft wurde.
Anfangs ging die Presse mit den Zensur offen um, informierte die Bevölkerung über die Maßnahmen und benannte in einzelnen Bekanntmachungen die Gesetze, die in Kraft traten. Gerechtfertigt wurden diese Maßnahmen mit dem Schutz der Truppen. Im Laufe des Krieges durfte über Zensurmaßnahmen nicht mehr berichtet werden, wie der Eintrag im Zensurbuch belegt. Die Bestimmungen über was nicht oder wie über etwas verbreitet werden durfte, wurden sukzessive erweitert. Das letztmalig im März 1917 herausgegebene „Zensurbuch für die deutsche Presse“ enthält rund 2000 Bestimmungen.
Als Teil der amtlichen Berichterstattung durften Meldungen des offiziösen „Wolffs Telegraphischen Bureaus“ (erkennbar am Kürzel WTB oder WB) aus Berlin nur unverändert, ungekürzt und unkommentiert abgedruckt werden.
Zu Beginn des Krieges häuften sich die umfangreiche Berichterstattung von Erfolgen, im Laufe des Krieges enthielten Zeitungen häufig geschönte Darstellungen der Ereignisse oder verschweigen Tatsachen ganz, sodass das der Öffentlichkeit vermittelte Bild und die Wirklichkeit immer weniger übereinstimmte.

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